29/07/2024 Austria (Österreich)
Harald Puntigam arbeitet beim Entminungsdienst des Verteidigungsministeriums. Er und seine Kollegen werden immer dann gerufen, wenn Bomben oder Munition aus den Weltkriegen die Sicherheit der Bevölkerung gefährden. Um die Kriegsrelikte unschädlich zu machen, braucht er vor allem eines: starke Nerven.
Wie sind Sie zum Entminungsdienst gekommen?
Ich war als Milizsoldat im Kosovo. Dort habe ich in einem EOD-Team als Kampfmittelräumer gearbeitet. Im Gespräch mit Kameraden habe ich eher zufällig vom Entminungsdienst in Österreich erfahren, der damals noch zum Innenministerium gehört hat. Ich habe mich dann dort beworben und wurde zwei oder drei Monate später zu einer Eignungsprüfung eingeladen. Schlussendlich habe ich zu den drei Glücklichen gehört, die aufgenommen wurden.
Wie ging es danach weiter?
Ich bin im Jänner 2004 direkt in die Arbeit eingestiegen. Meine Ausbildung erfolgte von Anfang an direkt bei den Einsätzen, sozusagen “learning by doing”. Vor Ort wurde mir erklärt, wie die Dinge gemacht werden und was man besser bleiben lässt. Parallel dazu musste ich intensiv Munitionstheorie und Vorschriften studieren und mehrere kommissionelle Prüfungen über verschiedene Zünder ablegen. Dazu gab’s schriftliche Arbeiten, die dann auch in die Praxis umgesetzt werden mussten. Zu guter Letzt musste ich eine Abschlussarbeit schreiben, die ebenfalls von einer Kommission beurteilt wurde. Nach insgesamt drei Jahren hatte ich meine Ausbildung abgeschlossen und war fertiger Entminer.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Mein Dienst beginnt um 7:00 Uhr mit einer Besprechung. Wenn ich gemeinsam mit einem Kollegen Rufbereitschaft habe, muss ich mich bereithalten. Dann nutze ich die Zeit, um sicher zu gehen, dass unser Fahrzeug in Ordnung ist und dass alle Geräte aufgeladen und gewartet sind. Meistens geht es dann bald los, und nicht selten müssen wir von einem Einsatz im Anschluss gleich zum nächsten. Zwei bis drei Einsätze pro Tag sind eher die Regel als die Ausnahme. Wir sind viel im Auto unterwegs, oft den ganzen Tag. Pro Jahr kommen wir auf mehr als 1.000 Einsätze im ganzen Bundesgebiet. Nach der Rückkehr zur Dienststelle wartet noch ein wenig Schreibarbeit auf uns: Wir dokumentieren unsere Arbeit und fertigen ein Dienstprotokoll an. Für die meisten endet der Dienst um 16:00 Uhr. Wer Rufbereitschaft hat, bleibt aber weiterhin jederzeit erreichbar. Am Wochenende ist das ebenso.
Was ist bisher besonders in Erinnerung geblieben?
Ein besonders schwieriger Einsatz in Graz. Damals wurde am Gelände des Hauptbahnhofs eine britische 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Bombe hatte einen Langzeitzünder mit Säureampulle – also kurz gesagt: Wir konnten sie nicht vor Ort entschärfen und auch nicht transportieren. Und sie konnte jederzeit explodieren. Es mussten wirklich viele Menschen evakuiert werden, die Bombe haben wir an Ort und Stelle gesprengt. Eine riesige Detonation.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?
Die große Flexibilität, aber auch die Verantwortung, die man trägt. Im Prinzip bleibt meine Arbeit immer eine Herausforderung, weil keine Situation der anderen gleicht. Wir kommen viel herum, handeln natürlich immer strikt nach den Vorschriften, müssen aber trotzdem sehr selbstständig entscheiden. Ein Nachteil ist vielleicht, dass wir oft viele Stunden im Auto verbringen. Immerhin kann es sein, dass wir zu einem Fund nach Vorarlberg gerufen werden und gleich darauf ins Burgenland müssen.
Und wie geht’s weiter?
Für die Zukunft wünsche ich mir wie alle Gesundheit und dass nichts passiert. Für meine Kollegen und mich ist es am wichtigsten, dass wir uns ständig weiterbilden – denn der nächste Einsatz bringt mit Sicherheit die nächste Herausforderung.
Auch Bombenteile sind gefährlich
Immer wieder gibt es Funde von Kriegsmaterial auf Baustellen, aber auch Spaziergänger und Passanten stolpern über verdächtige Gegenstände. Der richtige Umgang mit solchen Relikten ist umso wichtiger, da es sich selbst bei Munitionsteilen um explosive Reste handeln kann. Daher macht die Polizei auf folgende Regeln beim Fund von solchen Gegenständen aufmerksam:
Wenn man sprengstoffverdächtige Gegenstände oder Kriegsmaterial auffindet, merkt man sich den Auffindungsort und begibt sich in eine sichere Distanz
Unverzüglich 133 oder 112 anrufen
Sprengstoffverdächtige Gegenstände und Kriegsmaterial dürfen nicht bewegt oder manipuliert werden.
Die Wiener Polizei rät, sprengstoffverdächtige Gegenstände oder Kriegsmaterial nicht zu bergen, sondern den Auffindungsort zu merken oder markieren und sich in eine sichere Distanz zu begeben. Es sollten unverzüglich Einsatzkräfte unter den Nummern 133 oder 112 verständigt werden. Sprengstoffverdächtige Gegenstände und Kriegsmaterial dürfen nicht manipuliert, gewaschen oder bewegt werden.
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