07/06/2021 Germania, Baden-Württemberg, Karlsruhe
“If you ever come across anything suspicious like this item, please do not pick it up, contact your local law enforcement agency for assistance”
Das ZKM, heute ein einzigartiges und weltweit bekanntes Kulturzentrum und Museum in Karlsruhes Südweststadt, war einst Szene einer Massenproduktion von Kriegsmaterial, denn: In den Gebäuden befand sich eine der wichtigsten Munitionsfabriken Deutschlands.
Das Werk wird 1872 als Patronenhülsenfabrik gegründet. 1878 wird Wilhelm Lorenz Inhaber dieser Firma und ab 1883 bekommt er die Genehmigung zur Herstellung scharfer Munition. Nach dem Verkauf der Firma an Ludwig Loewe und Co 1889, beliefert die Fabrik das preußische Heer mit Geschossen und umfasst mehrere Standorte. Im Jahr 1896 wird der Firmensitz nach Berlin verlegt und Karlsruhe bleibt als Zweigniederlassung bestehen. Die Firma wird jetzt in Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik (DWM) umbenannt.
1916 arbeiten 9.000 Menschen in der Waffenfabrik
Im Ersten Weltkrieg wird die Produktion von Kriegsmaterial enorm gesteigert und die DWM stellt außer Handgranaten und Patronenhülsen auch Maschinen- und Mausergewehre her. 1915 schließt das Deutsche Reich einen Milliardenvertrag mit der DWM für eine über die Kriegszeit hinausgehende “Munitionsbeschaffungsagenda”. Zu diesem Zweck soll der Hallenbau A ausgebaut werden.
Obwohl die komplette Expansion erst 1918 fertig wird und damit mehr oder weniger zu spät für die große Kriegsmaschinerie, werden hier im Ersten Weltkrieg trotzdem jährlich mehrere hundert Millionen Infanteriegeschosse, Patronenhülsen und Zündhütchen. 1915 hat das Werk 6.000 Arbeitskräfte, 1916 sind es bereits 9.000.
Im Zuge der Entmilitarisierung Deutschlands gemäß des Versailler Vertrags soll das Gebäude nach dem Ersten Weltkrieg abgebrochen werden. Der Grund: Die Auflagen des Vertrags verbieten Deutschland die Produktion von Kriegsmaterial. Infolgedessen wird das Werk in Karlsruhe am 20. Dezember 1918 stillgelegt und der Bau soll verschwinden.
Mit den Nationalsozialisten kam der Aufschwung
Nach einem Besuch der alliierten Mächte wird jedoch entschieden, dass die einst überaus produktive Fabrik jetzt keine Gefahr mehr darstellt. Die Munitionsmaschinen waren bereits demontiert und in anderen Teilen des Reichs gelagert. Das Werk enthält nur noch Einrichtungen zur Fertigung von Produkten, die nicht unter das Rüstungsverbot fallen. So kann der Hallenbau A doch bestehen bleiben.
Nach dem Krieg produziert die DWM Haushaltsartikel wie Dosen, Behältnisse und Metallschläuche. Trotz der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage in der Weimarer Republik steigt die Zahl der Angestellten von 600 auf 1.177 zwischen 1919 und 1925. Zu dieser Zeit trägt die Firma den Namen Berlin-Karlsruhe Industriewerke AG.
Doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 fügt die Firma, in Erwartung großer Munitionsaufträge, diesem Namen den Zusatz “vormals Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik” an. Bereits 1927 hat sie heimlich Munitionsaufträge für die damalige deutsche Reichswehr übernommen. Ab 1936 geht die Wiedermilitarisierung des nationalsozialistischen Deutschlands mit der Besetzung des Rheinlands los, entgegen der Auflagen des Versailler Vertrags. Ab 1936 werden Munition und Geschützhülsen wieder in Massen produziert und die zwischengelagerten Munitionsmaschinen werden zurückgeholt.
Als das Personal knapp wird, müssen die Frauen ran
Nach dem Frankreichfeldzug im Juni 1940 kommen dann die großen Aufträge. In Karlsruhe werden unter anderem Gewehre, Geschütze und Munition produziert, aber keine Flugzeuge oder Panzer. Die Nachfrage nach Munition und Waffen ist so groß, dass die Fabrik den Personalbestand kräftig aufstocken muss. Mitte 1941 fängt der Russlandfeldzug an und viele Arbeiter werden zur Wehrmacht eingezogen.
Auch von verrosteten Krieisrelikten und Waffen können noch Gefahren ausgehen. Beim Fund von Kriegsmaterial wird ein Sicherheitsabstand eingehalten und sofort die Polizei zu verständigen. Der Besitz von Kriegsrelikten ist laut Polizei allgemein verboten