29/12/2020 Germania, Assia-Darmstadt
“If you ever come across anything suspicious like this item, please do not pick it up, contact your local law enforcement agency for assistance”
Darmstadt (dpa/lhe) – Woche für Woche werden in Hessen explosive Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Granaten, Gewehrmunition oder Fliegerbomben: Auch 2020 wurden nach Einschätzung des für ganz Hessen zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt rund 100 Tonnen der gefährlichen Altlasten unschädlich gemacht. Das teilte die Behörde in einer vorläufigen Bilanz auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Bis Ende November seien bereits 27 große Bomben und mehr als 1600 weitere Munitionsfunde entdeckt worden. Die unlängst in Frankfurt entschärfte 500-Kilo-Bombe ist hier noch nicht mitgerechnet. Im gesamten Jahr 2019 waren rund 130 Tonnen Munition unschädlich gemacht worden. In den Jahren zuvor seien es auch jeweils rund 100 Tonnen gewesen. Allerdings habe es 2020 aufgrund des Coronavirus voraussichtlich weniger Munitionsfunde gegeben als in Jahren ohne Pandemie. Mehrere geplante Dauer-Räumstellen wurden dem Regierungspräsidium zufolge unterbrochen. Das Innenministerium wies an, dass es in einem Radius von 1000 Metern rund um Kliniken, insbesondere um solche mit Corona-Intensivstationen, keine gezielte Bombensuche geben soll. “Ein Bombenfund und die Bergung dieser Kampfmittel durch den Kampfmittelräumdienst könnte umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen von besonders gefährdeten Personen auf Intensivstationen nach sich ziehen, die bei der derzeitig bestehenden Sicherheitslage unbedingt zu vermeiden sind”, heißt es in der Anweisung. Im kommenden Jahr sei aufgrund der zu erwartenden Beruhigung der Corona-Lage voraussichtlich mit einer größeren Menge an Munition zu rechnen. Seit einigen Monaten würden wieder drei Entschärfer beim Kampfmittelräumdienst arbeiten. Voranfragen zum Beispiel zu Luftbild-Auswertung im Vorfeld von Baumaßnahmen würden sich stapeln. Wer in Hessen als Kampfmittelräumer arbeiten will, braucht einen Befähigungsschein nach dem Sprengstoffgesetz. Bewerberinnen und Bewerber müssen Fachkenntnisse bei der Räum- und Munitionstechnik haben. Sie müssen wissen, wie die Munition funktioniert und wirkt. Sie müssen über Umfang und Ziele des Munitionseinsatzes im Ersten und Zweiten Weltkrieg informiert sein und zudem Erfahrung beim Entschärfen, Vernichten oder beim Transport solcher Kampfmittel haben. Auch 2020 mussten immer wieder Tausende Menschen ihre Wohnungen während Bombenentschärfungen verlassen. In Frankfurt waren es Anfang Dezember rund 13 000. Allein auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne in Hanau wurden nacheinander mehrere Bomben entdeckt. Die Explosion von Weltkriegsmunition war wahrscheinlich auch verantwortlich für einen Waldbrand bei Mörfelden-Walldorf nahe des Frankfurter Flughafens. Tagelang loderten die Flammen. Nach Einschätzung des zuständigen Forstamtes müssen 19 Hektar neu aufgeforstet werden. Und auch in der Freizeit ist man vor Munitionsfunden nicht gefeit. Beim Angeln mit einem Magneten zog ein Mann im Mai in Wiesbaden eine scharfe Handgranate aus dem Rhein.
Foto: Archivio
Auch von verrosteten Krieisrelikten und Waffen können noch Gefahren ausgehen. Beim Fund von Kriegsmaterial wird ein Sicherheitsabstand eingehalten und sofort die Polizei zu verständigen. Der Besitz von Kriegsrelikten ist laut Polizei allgemein verboten