“If you ever come across anything suspicious like this item, please do not pick it up, contact your local law enforcement agency for assistance”
Zweimal wurden im Sommer innerhalb kurzer Zeit Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg in Nordhausen gefunden und entschärft. Doch auch abseits solcher Großeinsätze wird im Freistaat noch immer regelmäßig alte Munition gefunden. Das kostet.
Erfurt – Auch 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges werden in Thüringen noch immer Blindgänger und alte Munition gefunden, die damals abgeworfen oder abgefeuert wurden. Bis zum November 2020 seien in Thüringen erneut etwa 100 Tonnen Kampfmittel verschiedenster Arten gefunden worden, sagte ein Sprecher des Landesverwaltungsamtes der Deutschen Presse-Agentur. Darunter sei etwa Munition der Alliierten und Deutschen aus dem Zweiten Weltkrieg gewesen sowie entsprechende Bomben. Es sei aber auch Munition gefunden worden, die Staaten des Warschauer Paktes nach Kriegsende verwendeten. 2019 waren den Angaben nach etwa 146 Tonnen Kampfmittel in Thüringen gefunden worden, im Jahr 2018 waren es etwa 100 Tonnen gewesen. Die größten Einsätze zum Entschärfen alter Bomben hatte es 2020 in Nordhausen gegeben. Dort waren im Juni innerhalb weniger Tage gleich zwei nicht detonierte alliierte Fliegerbomben gefunden worden. Eine davon war bei Bauarbeiten am Theaterplatz entdeckt worden. Die andere lag ebenfalls in der Innenstadt, nicht weit vom ersten Fundort entfernt. In beiden Fällen mussten für die Bergungsarbeiten mehrere tausend Menschen ihre Wohnungen verlassen. In Nordhausen sind in den vergangenen Jahren immer wieder alliierte Fliegerbomben gefunden worden. Die Stadt war im April 1945 schwer bombardiert worden und gilt als die am heftigsten vom Luftkrieg getroffene Stadt Thüringens. Damals kamen nach Schätzungen etwa 9000 Menschen in der Stadt ums Leben; darunter neben Einwohner Nordhausens auch Konzentrationslager-Häftlinge. Die Munition, die in Thüringen abseits von Entschärfungsgroßeinsätzen gefunden wird, liegt in vielen Regionen des Freistaats verteilt, oft auch in Waldgebieten. Auch entlang des Naturmonuments Grünes Band im Freistaat werden immer wieder Sprengkörper gefunden. Dort verlief im Kalten Krieg ein Teil der innerdeutschen Grenze. Im Jahr 2010 hatte die Landesregierung ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem Experten die Gefahr einschätzen sollten, die von nicht beräumten Landminen ausgeht, die entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verlegt worden waren. In einem daraufhin 2012 vorgelegten Bericht heißt es, noch immer seien auf 42 sogenannten Restrisikoflächen dieses Areals in Thüringen bis zu 33 000 Minen zu finden. Ausweislich einer Karte des Thüringer Umweltministeriums zu dem Gutachten befinden sich viele dieser Restrisikoflächen im Großraum Sonneberg sowie in der Rhön. Die Beseitigung alter Fundmunition kostet jedes Jahr mehrere hunderttausend Euro. 2020 seien dafür mindestens 660 000 Euro ausgeben worden, sagte der Sprecher des Landesverwaltungsamtes. Im Jahr 2019 seien es insgesamt etwa 860 000 Euro und im Jahr davon etwa 630 000 Euro gewesen. Den Großteil dieser Kosten trägt der Bund. Wer etwa bei einem Spaziergang alte Munition findet oder glaubt, dass es sich bei einem Fund um Sprengkörper handelt, ist nach Angaben des Landesverwaltungsamtes verpflichtet, den Fund oder den Verdacht zum Beispiel der Polizei zu melden. Die mutmaßliche Munition darf nicht berührt werden. Es ist bereits gefährlich, auch nur die Lage von alten Kampfmitteln zu ändern.
Foto-Fonte: insuedthueringen.de
Auch von verrosteten Kriegsrelikten und Waffen können noch Gefahren ausgehen. Beim Fund von Kriegsmaterial wird ein Sicherheitsabstand eingehalten und sofort die Polizei zu verständigen. Der Besitz von Kriegsrelikten ist laut Polizei allgemein verboten.